V 211 "surbaissée"

Ende des Jahres 2001 nahm der Münchner Lokhändler Layritz die Planung einer Speziallokomotive für die Gleisverlegung auf TGV-Neubaustrecken auf. Die neu entwickelte Maschine sollte es gestatten, dass Gleisverlege-Portalkräne inklusive Beladung über sie hinwegfahren können.

 

Exkurs: Gleisverlegung auf TGV-Strecken

Im Rahmen der TGV-Neubaustrecken ist es in Frankreich üblich, dass auf dem Gleisbett mit auf Gummirädern geführten Portalkränen zunächst ein temporäres Hilfsgleis aus 18 Meter langen Gleisjochen mit Holzschwellen verlegt wird. Auf Basis dieses Gleises erfolgt dann die Abladung der geschweißten Langschienen (200 bzw. 400 Meter) für das erste Richtungsgleis. Auf diesen Langschienen läuft im nächsten Arbeitsschritt eine weitere Portalkrananlage, die das Hilfsgleis wieder demontiert und spezielle Betonschwellen auf dem Gleisbett positioniert. Auf den verlegten Schwellen werden anschließend die Langschienen befestigt und verschweißt. Erst nach diesem Arbeitsschritt wird Gleisschotter aufgebracht und gestopft. Von dem ersten, fertiggestellten Gleis aus wird anschließend das zweite Richtungsgleis aufgebaut.
Weitere Infos sind auf www.railfaneurope.net verfügbar.

 

Auf Basis einer V 100 entstand bis ca. zum Jahresende 2001 eine erste Baumusterlok. Von der ursprünglichen Maschine wurden zunächst alle Aufbauten, das Führerhaus, der Motor sowie der Tank entfernt. Der nun fast „nackte“ Rahmen mit Drehgestellen wurde um einen abgasminimierten Motor des Typs Caterpillar 3412E ergänzt, der flach auf dem Rahmen montiert wurde.

Anstelle der Tankbehälter wurden - unter Verwendung von Altbauteilen - zwei Führerstände montiert, die hydraulisch in der Höhe verstellt werden können. Bei komplett abgesenktem Bedienbereich ist die Lok somit nur noch 2.390 mm über der Schienenoberkante hoch. Diese Konstruktion ließ sich Layritz unter dem Aktenzeichen EP1449736 patentieren.

 

Die erste umgebaute Lok (CAT 3412E ML-001) traf in den ersten Januarwochen 2002 bei der TSO-Tochter Sifel in Mitry-Mory [F] ein, wo sie bis Ende 2003 nochmals grundlegend umgebaut wurde. U.a. wurden die Führerhäuser neu kontruiert, elektrische Leitungen neu verkabelt und eine ab 07.11.2003 gültige SNCF-Zulassung erwirkt.

 

Im Juli/August 2003 erfolgte die Überführung einer zweiten, nahezu baugleichen Lok (CAT 3412E ML-002) von Penzberg nach Mitry-Mory. Auch diese wurde von Sifel erneut umgebaut. Anders als ihre Schwesterlok besitzt die Maschine nach dem Sifel Umbau nur noch Hilfsführerpulte und wird zusammen mit ihrer Schwesterlok in Doppeltraktion eingesetzt. Entsprechend ist die Lok auch als „V211 TS“ bezeichnet, wobei das TS für „truck surbaissée“ steht.

 

Ende 2004 wurden beide Loks als AS3 ATA 0673 bzw. 99 87 9 280 501-7 dem Betrieb durch die Firma Travaux Du Sud Ouest SA (TSO) übergeben und wurden nachfolgend bei den Bauarbeiten auf der LGV Est eingesetzt.